Essstörung in Zeiten von Corona


Essstörung in Zeiten von Corona

Die Corona-Pandemie fordert uns Menschen stark heraus – gesellschaftlich und individuell. Besonders Frauen sind durch die veränderten Umstände betroffen. Denn sie übernehmen – neben dem eigenen Home-Office – zusätzlich die Betreuung und Versorgung von Kindern und Angehörigen, den Haushalt und eine Vielzahl anderer sozialer Aufgaben. Das ist eine belastende Situation.

Auswirkungen von Corona auf Essstörung

Wenn Sie als Frau oder Mädchen zusätzlich an einer Essstörung leiden, können Sie die Corona-Einschränkungen als besonders belastend empfinden. Der zusätzliche Stress wirkt sich negativ auf die Psyche aus und kann die Symptome verschlimmern. Gleichzeitig brechen Möglichkeiten der Unterstützung und hilfreiche Strategien im Umgang mit der Essstörung weg – sei es das gemeinsame Kochen, das Entspannen im Yoga-Zentrum oder der enge Austausch mit Freund*innen.

Fehlende Struktur

Für viele hat sich die Tagesstruktur verändert: Es gibt weniger feste Termine, keinen üblichen Tagesablauf, keine Arbeitszeiten, die den Tag einteilen. Sich eine eigene Struktur geben, bedeutet für viele Betroffene eine große Kraftanstrengung.

Veränderte Essenssituationen

Lockdown, Home-Office und Home-Schooling wirken sich auf die Essenssituationen aus. Die Familie ist die ganze Zeit zu Hause oder aber Sie sind alleinstehend und deshalb durchgehend alleine. Fühlen Sie sich beim Essen ständig beobachtet? Vermissen Sie die hilfreiche Struktur des gemeinsamen Mittagessens auf der Arbeit? Oder haben die „Hamsterkäufe“ zu Beginn der Einschränkungen zusätzlichen Stress und Sorge ausgelöst? Die Veränderungen während der COVID-19-Pandemie erschweren das Thema „Essen“. Die Gelegenheiten für Essanfälle nehmen zu und das Binge-Eating verschlimmert sich.

Keine Sportmöglichkeiten

Das Wegfallen des üblichen Sports und die ständige Anwesenheit anderer schafft innerlich Druck, weniger zu essen. Rückfälle in altes Essverhalten sind möglich – auch wenn Sie sich bereits hilfreiche Strategien für den Umgang mit Ihrer Essstörung erarbeitet hatten. Während dieser außergewöhnlichen Belastung können alte Verhaltensmuster wie das Hungern oder Sich-Erbrechen wieder aufleben.

5 Tipps für den Umgang in dieser Ausnahmesituation

Das FrauenGesundheitsZentrum Heidelberg möchte Sie in dieser schwierigen Zeit unterstützen. Deshalb haben wir einige Tipps für Sie zusammengetragen, die Ihnen hoffentlich Mut machen und Ihnen helfen, mit Ihrer speziellen Situation umzugehen.

  1. Versuchen Sie, sich eine Struktur zu schaffen: Planen Sie einen täglichen Ablauf, in dem Arbeitszeiten von anderen Zeiten getrennt sind. Gehen Sie dabei so liebevoll wie möglich mit sich um: Sie müssen gerade keine Höchstleistungen vollbringen. Machen Sie sich bewusst, dass die veränderten Lebensumstände viel Energie kosten. Legen Sie Essenszeiten fest und überlegen Sie vorab, was Sie essen werden. Das kann helfen, die Essenssituation zu entlasten und die Gedankenkreise ums Essen zu begrenzen.
  2. Planen Sie bewusst freie Zeiten und Zeiten für Selbstfürsorge ein. Was würde Ihnen gut tun? Wie können Sie die Beschäftigungen, denen Sie normalerweise nachgegangen wären, jetzt umsetzen? Vielleicht können Sie sich zu Hause eine Kino-Atmosphäre schaffen oder sich eine Kerze anzünden und mit Yoga entspannen.
  3. Selbstfürsorge ist wichtig. Aber: In diesen schwierigen Zeiten ist Selbstfürsorge schwieriger als sonst. Versuchen Sie, sich nicht zusätzlich zu stressen oder Vorwürfe zu machen, wenn es mit der Selbstfürsorge gerade nicht gut klappt. Die Situation ist schwierig und es kann sehr entlastend sein, sich das immer wieder bewusst zu machen.
  4. Pflegen Sie Ihre Kontakte und Freundschaften so gut es geht. Achten Sie aber darauf, welche Kontakte Ihnen gut tun und welche Sie zusätzlich belasten.
  5. Nehmen Sie wahr, was gerade besonders schwierig ist. In der aktuellen Ausnahmesituation werden vor allem Schwierigkeiten und Verletzungen, Probleme und Unsicherheiten sichtbar. Nehmen Sie dies als Ausgangspunkt und versuchen Sie, hinzuschauen und innerlich etwas mehr über sich selbst zu lernen.

Suchen Sie sich dabei Unterstützung, sei es bei Freund*innen oder professionellen Stellen. Beratungsstellen und Psychotherapeut*innen sind weiterhin erreichbar. Auch die Beratungsstelle des Frauengesundheitszentrum ist in dieser Zeit für Sie da. Wir beraten telefonisch, per E-Mail und (unter Einhaltung der gesetzlichen Hygienevorschriften) auch persönlich. Erzählen Sie von sich und schildern Sie uns Ihre Lage. Wir hören Ihnen zu. Gemeinsam finden wir Wege, Sie zu unterstützen!

Beratungen in der Corona-Pandemie

Auch während der Corona-Pandemie bieten wir Beratungen bei Essstörungen an. Sie erreichen das FrauenGesundheitsZentrum unter der Telefonnummer 06221-21317 oder per E-Mail. Die telefonischen Sprechzeiten finden Sie rechts in der Seitenleiste. Oder Sie hinterlassen uns eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter und wir rufen zurück.

Weitergehende Informationen

In dieser besonderen Situation ist es wichtig, dass Sie zuversichtlich bleiben und den Mut nicht verlieren. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat hierzu auf ihrer Website weitere Informationen und Tipps veröffentlicht.