Wie finde ich eine passende Klinik?


Wie finde ich eine passende Klinik?

Zunächst einmal fällt es Betroffenen oft schwer, sich für einen Aufenthalt in einer fachspezifischen Klinik zu entscheiden.

„Ich verpasse doch so viel…“

„Aber da gehen doch nur schwer kranke Leute hin.“

„Die zwingen mich doch dann zum Essen.“

„Ich habe Angst, weil ich dann so weit weg von Zuhause bin.“

Diese und andere Gedanken halten Mädchen und Frauen oft ab, sich für eine Klinik zu entscheiden. Natürlich sind Ängste, Sorgen und Unsicherheiten ganz normal im Hinblick auf so eine Entscheidung. Doch sind wir mal ehrlich, die meisten Gedanken stellen sich am Ende als unbegründet da. In einer Klinik sind keineswegs „nur schwer Kranke oder Verrückte“, sondern Menschen, die sich auf den Weg der Genesung begeben wollen. Es arbeiten keine Kontrolleure oder überstrenge Menschen in Kliniken, sondern oft ganz warmherzige, bemühte und gut ausgebildete Ärzt*innen, Therapeut*innen, Sozialarbeiter*innen, Pflegekräfte und viele mehr. Zudem findet man (endlich) auch Mitpatient*innen, die einen verstehen können.

Doch was ist mit dem Argument „viel zu verpassen“?

Schauen wir uns die Studienlage und die ganz persönlichen Erfahrungsberichte an, wird deutlich, dass Essstörungen, wenn sie nicht behandelt werden, oftmals stärker werden und sich chronifizieren (festsetzen). Man kann also überlegen, ob man lieber ein paar Wochen oder Monate in einer Klinik verbringen will und dann ein freieres, leichteres und stabileres Leben führen möchte oder ob man (im schlimmsten Fall sein Leben lang) mit einer Essstörung an der Backe weitermachen will. Die meisten Mädchen und Frauen erzählen, dass es sie einen großen Schritt weitergebracht hat, sich in eine klinische Behandlung zu begeben. Und natürlich ist es eine große Herausforderung, aber eben eine, die sich lohnt.

„Nun gut, ich habe mich entschieden, in eine Klinik zu gehen. Was sind denn jetzt die nächsten Schritte?“

Zunächst einmal ist es hilfreich die nächsten Schritte mit dem Umfeld zu besprechen. Dazu können Familie, Freunde, Partner*in zählen, aber auch Ärzt*innen, Therapeut*innen und Beratungsstellen wir das FrauenGesundheitsZentrum gehören. Dort wird dann erstmal abgeklärt, wer die Kosten der Behandlung übernimmt (meistens die Krankenkasse, außer es handelt sich um eine berufliche Rehabilitation).

Im nächsten Schritt wird ein Antrag gestellt. Dabei kann man sich von der Krankenkasse und Ärzt*innen/Therapeut*innen Unterstützung suchen. Vorab macht es Sinn, sich schon einmal einige Kliniken rauszusuchen, die einem gefallen. Man kann sich deren Homepages anschauen, dort anrufen und seine Fragen stellen und im Internet nach Erfahrungsberichten suchen. Manche Betroffene erzählen, dass ihnen viel Struktur und Grenzen geholfen haben, andere wiederum haben von einem eigenverantwortlichen und offeneren Setting profitiert. Das darfst du ganz individuell für dich entscheiden. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass du freiwillig in eine Klinik gehst. Niemand zwingt dich, du allein gehst deinen Weg der Genesung.

Wenn du merkst, dass es dir in der Klinik nicht gut geht, sprich am besten mit deiner*m Bezugstherapeut*in und überlege gemeinsam, was für Schritte gegangen werden können. Manchmal ist es Heimweh, manchmal die Essstörung, die sabotieren will, manchmal Ängste und Unsicherheiten, aber manchmal passt auch die Klinik nicht. Dann solltest du dich nicht scheuen, auch über einen Wechsel zu sprechen.